Stress 2020

Sollte man sich im Jahr 2020 noch mit Stress beschäftigen oder ist das Thema veraltet?

Jeder von uns benutzt das Wort Stress, meistens ohne wirklich darüber nachzudenken. Wir fühlen uns gestresst oder lassen uns stressen, haben Stress auf der Arbeit oder mit dem Partner, der Chef macht uns Stress und wir haben mittlerweile sogar Freizeitstress.

Der Begriff ist Teil unserer Alltagssprache geworden. Stress scheint etwas Normales zu sein, jeder hat ihn, mal mehr, mal weniger. Manchmal wird man schon fast etwas skeptisch angeschaut, wenn man keinen Stress hat.

StressDas Wort Stress löst heute kaum noch ein Störgefühl oder eine Alarmglocke aus. Man hat vielleicht davon gehört, dass Stress ungesund ist, dass er etwas mit Bluthochdruck, Magengeschwüren oder Herzinfarkt zu tun hat, aber so richtig Angst vor Stress haben die meisten Leute nicht. Wir haben Stress scheinbar als Alltagsphänomen akzeptiert und uns damit arrangiert. Er gehört doch irgendwie dazu.

Auf der anderen Seite gibt es ein unglaublich großes Angebot zur Stressbewältigung. Wenn man sich ein wenig umschaut, entdeckt man zahlreiche Angebote zum Stressabbau, von Yoga über Entspannung, autogenes Training bis zu Sportangeboten, Anti-Stress-Massagen, Ratgebern und VHS-Kursen. Sogar stressless Sessel gibt es.

Ist Stress also ein normales Alltagsphänomen des 21. Jahrhunderts, das man mit ruhigem Gewissen ignorieren kann oder etwas Gefährliches, gegen das man sich schützen sollte?

Was du dir bewusst machen solltest: Stress hat Auswirkungen auf deinen Körper

Stress ist zunächst einmal eine unspezifische Alarmreaktion des Körpers. Das Reaktionsmuster stammt aus einer sehr weit zurückliegenden Zeit, in der die Vorfahren des Menschen es noch tagtäglich mit lebensbedrohlichen Situationen, wie z. B. Begegnungen mit einem Raubtier oder feindlichen Stämmen, zu tun hatten. Die Stressreaktion bereitet den Organismus darauf vor, sich mit einer Gefahr oder Bedrohung auseinander zu setzen und zwar in Form von zwei Möglichkeiten: Kampf oder Flucht.

Der Körper wird dafür in einen Alarm- oder Erregungszustand versetzt. Stresshormone werden ausgeschüttet, Herzschlag, Blutdruck und Muskelspannung steigen. Der Organismus wird darauf vorbereitet, sich der Gefahr zu stellen.

Kurz gesagt: Die Stressreaktion ist auf die Bewältigung einer kurzfristigen, akuten Bedrohungssituation ausgelegt. Die Bedrohung wird beantwortet mit Kampf oder Flucht. Dann ist die Stresssituation vorbei. Der Organismus darf sich entspannen.

Heutzutage stehen wir vor der Schwierigkeit, dass wir häufig lange andauernden Stresssituationen ausgesetzt sind. Die Stressreaktion des Körpers ist -oft zwar in abgeschwächter Form- weiterhin dieselbe wie vor Tausenden von Jahren. Es kommt zu einer chronischen Stressreaktion. An dieser Stelle wird Stress zur Gesundheitsgefahr. Für eine langanhaltende Stressreaktion ist unser Körper nicht gemacht. Somit wird Stress zum Risikofaktor für die Entstehung von seelischen und körperlichen Erkrankungen.

Stress passiert nicht einfach, er ist das Ergebnis innerer Bewertungsprozesse

In unserem heutigen westlichen Alltag haben wir es ja zum Glück nur noch in Ausnahmefällen mit lebensbedrohlichen Gefahren zu tun. Dennoch erleben wir alle mehr oder weniger häufig eine Stressreaktion. Die „Gefahren“, um die es geht, sind heutzutage andere als früher. Ging es früher meist um Leben und Tod, gibt es heute andere Dinge, die wir als bedrohlich empfinden.

StressEs gibt sehr, sehr viele Situationen, die potenziell eine Stressreaktion bei uns auslösen können. Häufige Quellen von Stress sind in der heutigen Zeit der Arbeitsbereich und der zwischenmenschliche Bereich, der durch social media noch eine neue Dimension bekommen hat. So befürchten wir vielleicht, zu versagen, einen wichtigen Menschen zu verlieren oder zu enttäuschen, haben Angst uns zu blamieren oder nicht genug zu leisten, nicht mithalten zu können oder den Erwartungen nicht gerecht zu werden. All das macht uns Stress.

Nicht jeder reagiert jedoch auf die gleiche Art von Situationen gestresst. Wie kommt das?

Der bekannte Stressforscher Richard Lazarus hat herausgefunden, dass bei der Entstehung von Stress subjektive innere Bewertungsprozesse des Individuums eine entscheidende Rolle spielen. Die Bewertungsprozesse sind dabei nicht objektiv, sondern werden stark von unseren bisherigen Lebenserfahrungen und unseren inneren Überzeugungen beeinflusst.

Stress kann etwas Gutes sein

Neben dem chronischen, gesundheitsschädlichen Stress gibt es eine positive Form von Stress, den sogenannten Eustress. Eustress entsteht in Situationen, die wir als interessant, anregend und positiv herausfordernd empfinden. Auch bei Eustress gibt es eine Stressreaktion des Körpers, sie ist aber abgemildert. Sie sorgt dafür, dass wir aktiviert werden, besonders wach, aufmerksam und fokussiert sind. Das macht uns für einen gewissen Zeitraum besonders leistungsfähig und produktiv. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass Menschen, die aktiv sind und dauerhaft ein gewisses Level an Stress erleben, gesünder altern als Menschen, die sich eher schonen und ein niedriges Aktivitätsniveau haben.

Auch in diesem Bereich spielen Bewertungsprozesse eine Rolle. Menschen, die es schaffen, eine anspruchsvolle (sprich: potenziell stressige) Situation als positive Herausforderung zu sehen, erleben weniger negative Folgen als diejenige, die auf die Situation mit Angst und Unbehagen reagieren.

Solltest du dich also heutzutage noch mit Stress beschäftigen?

Diese Entscheidung kannst du letztendlich natürlich nur selbst treffen. Meine Antwort auf die Frage lautet: Ja. Ich empfehle dir, dich in regelmäßigen Abständen mit deinem Stresslevel zu beschäftigen und eine gewisse Achtsamkeit für dieses Thema zu haben. Wir müssen das Thema Stress nicht überbewerten, aber du solltest es definitiv nicht ausblenden. Es ist außerdem hilfreich, wenn du deine typischen Stressauslöser und deine inneren Bewertungsprozesse kennst und damit umgehen kannst.

Wie schon gesagt: Ein gewisses Maß an Stress ist völlig ok. Gerade wenn du ein aktiver und zielstrebiger Mensch bist, tut etwas Stress dir gut und bringt dich dazu, gute Ergebnisse abzuliefern und dich weiter zu entwickeln. Vielleicht brauchst du sogar Herausforderungen, um dich wohl zu fühlen.

StressDer Übergang zwischen positivem und negativem Stress kann dabei allerdings fließend sein. Es ist deshalb empfehlenswert, wenn du dein Stresslevel im Blick hast und routinemäßig für Ausgleich und sorgst. Bei Stress gilt wie in vielen Bereichen: besser vorsorgen und es gar nicht erst zu negativen Entwicklungen kommen lassen. Achte definitiv auf Warnzeichen deines Körpers und deiner Psyche und nimmt sie ernst. Solche Warnzeichen können zum Beispiel sein:

  • Das Gefühl von Überforderung oder Druck
  • Sich ständig gehetzt fühlen
  • Anspannung und innere Unruhe
  • Schlafstörungen
  • Grübeln, nicht abschalten können
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Stress-Essen

Spätestens jetzt ist es an der Zeit, das Stressniveau runter zu fahren und dir etwas Gutes zu tun.

Ich hoffe, du hast ein klareres Bild davon gewonnen, was Stress (nicht) ist und kannst dir nun eine Meinung dazu bilden, wie du in Zukunft mit Stress umgehen willst. Du möchtest mehr wissen, hast Fragen oder Kommentare? Dann melde dich gerne bei mir.

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